Förderkreis Königshütte sucht nach verschwundenen Grabkreuzen

Grabkreuz
Letzte Spur der gusseisernen Lünemann-Kreuze ist ein Foto vom Dezember 2019.

Hans-Heinrich Hillegeist möchte zwei eiserne Grabkreuze für das Eisenhüttenmuseum sichern. Doch die Kreuze aus dem 19. Jahrhundert sind verschollen.

Nach 236 Jahren Firmengeschichte hat das Göttinger Traditionsunternehmen Lünemann im Dezember 2019 für immer seine Tore geschlossen. Auf der Suche nach einer „Altlast“ ist Hans-Heinrich Hillegeist. Im Zuge der Insolvenz-Wirren sind offenbar zwei gusseiserne Grabkreuze der Familie Lünemann abhanden gekommen oder entsorgt worden. Die würde der 84-jährige Vorsitzende und Mitbegründer des Förderkreises Königshütte gerne für das Südharzer Eisenhüttenmuseum und damit für die Nachwelt sichern.

Der Hilferuf kommt spät, aber nicht zu spät, wie Hillegeist hofft. Mit seinen Recherchen ist er nicht weitergekommen, setzt jetzt auf die Öffentlichkeit. Dass die etwa 1,50 Meter hohen, nicht gerade unauffälligen Grabkreuze einfach im Schrott gelandet sind, mag sich der gebürtige Bad Lauterberger nicht vorstellen.

Falls jemand sie beiseite gelegt hat oder etwas über den Verbleib weiß, wäre Hillegeist für eine Rückmeldung dankbar – unter Telefon 0551/7700683 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Verschollene Kellerkinder

Bei den potenziellen Museumsexponaten, die ihm am Herzen liegen, handelt es sich um die Grabkreuze des Sohnes vom Firmengründer (Georg Heinrich Wilhelm Lünemann, 1786-1843) und seiner Frau. „Durch Vergleiche mit den Musterblättern der Königshütte konnte festgestellt werden, dass beide Kreuz aus dieser Eisenhütte stammen, zu der Lünemann enge geschäftliche Beziehungen pflegte“, sagt Hillegeist. Die „für die Göttinger Wirtschaftsgeschichte wichtigen Objekte“ seien vor Jahrzehnten vom Albani-Friedhof entfernt, vom damaligen Lünemann-Geschäftsführer gesichert und im Keller der Firma aufbewahrt worden. Dort hat Hillegeist sie noch am 13. Dezember 2019 – eine Woche vor Schließung des Stahl- und Eisenwarenhandels – fotografiert. „Als ich gegangen bin, waren die Kreuze noch im Keller“, sagt der letzte Geschäftsführer Klaus Günther und geht davon aus, dass die Käufer der Immobilie Entsorgungsunternehmen mit der Entrümpelung beauftragt haben.

Auch dort hat Hillegeist nachgefragt, ist aber nicht weitergekommen. Die Recycling- und Entsorgungsfirma SWT aus Uder habe die Kreuze nicht in ihrem Schrott gehabt, die Göttinger Entsorgungs- und Recyclingfirma Resebeck nach eigenen Aussagen nur Papier entsorgt, berichtet Hillegeist: „Es bleibt die Frage, wer die Kreuze in welchem Container welcher Firma ,entsorgt’ hat.“

Bei Versteigerung nicht dabei

„In den Schränken, die ausgeräumt wurden, waren sie jedenfalls nicht“, sagt Insolvenzverwalter Peter Knöpfel. Aus denen seien nur alte Kontor-Bücher, Zeitschriften und sonstige Gegenstände zu Tage gefördert worden. Auch bei der Online-Versteigerung von übrig gebliebenen Handelswaren und Betriebsausstattung im Januar durch die Göttinger Proventura GmbH sind die Kreuze nicht unter den Hammer gekommen. Die 550 Positionen reichten vom Heizkörper bis zum Sägetisch. „Die gusseisernen Kreuze waren definitiv nicht dabei“, so Geschäftsführer Marcel Deppe.

Hillegeist, der als Studiendirektor die Metalltechnik-Abteilung der BBS II (Gewerbeschule) geleitet hat, würde sich sehr freuen, wenn die Kreuze doch noch auftauchen würden, um sie ins Südharzer Eisenhüttenmuseum zu bringen. Der Förderkeis mit etwa 120 Mitgliedern im ganzen Bundesgebiet habe dieses Museum in zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut.

„Kreuze aus Gusseisen gehörten zur Grabkultur im 19. Jahrhundert, viele wurden im Weltkrieg eingeschmolzen“, sagt Hillegeist: „Meines Wissens nach sind nur noch drei in Göttingen vorhanden – eines für den Philosophen und Pädagogen Prof. Johann Friedrich Herbart auf dem Albani-Friedhof, zwei für das Ehepaar Carl August Adolph und Luise Friederike Caroline Rupprecht auf dem Bartolomäus-Friedhof.“

Quelle: Harzkurier