Das Südharzer Eisenhüttenmuseum

Der Förderkreis Königshütte, der sich zur 250-Jahrfeier der Königshütte 1983 gegründet hatte, hat in diesem kleinen Gebäude in 10-jähriger Arbeit ein kleines Spezialmuseum für den Südharz aufgebaut. Im September 1997 wurde es feierlich eingeweiht. Im Außenbereich steht ein gusseiserner Entsilberungskessel im Original von der Silberhütte in Altenau. Eine kleine Tafel gibt die notwendigen Informationen. Dieser Guss stammt vermutlich aus der Eisenhütte in Lerbach.

An der Außenwand zur Mühle sind drei Grabkreuze als Dokumente der Friedhofskultur des 19. Jahrhunderts aufgestellt. Die ersten beiden Grabkreuze des Ehepaars Reitender Förster Otto vom aufgelassenen Friedhof in Pöhlde/Südharz stammen von der Königshütte. Das rechte stammt aus Seesen. Dieses Kreuz stammt von einer braunschweigischen Eisenhütte, entweder von der Wilhelmshütte in Bornum oder von der Carlshütte in Delligsen.

Ein Rundgang durch das Eisenhüttenmuseum soll sich zum Schluss anschließen. Betritt man den rechten Raum, so halten einige Objekte zunächst den Blick gefangen: Der große gusseiserne Ofen aus der Produktion der Königshütte, die Informationstafel und sicher auch das Funktionsmodell. Aber gehen wir der Reihe nach. In diesem Raum werden dem Besucher die Grundlagen der Eisenverhüttung vorgestellt: Die verschiedenen Eisensteinsorten, der Flussspat, der Kalkstein und die Holzkohle: Alles notwendige Naturprodukte, die für die Erschmelzung und zur Erzeugung von Roheisen unerlässlich waren. Anhand der Wirtschaftskarte des Südharzes wird die Montanlandschaft aufgezeigt. Die verschiedenen Eisensteinsorten und Zuschläge werden als Exponate gezeigt. An einige Stellen, an denen ausreichend Wasserkraft zur Verfügung stand, wurden Eisenhütten, Kupfer- und Silberhütten auch im Südharz errichtet. Für die Eisenverhüttung waren es die Hütten an der Söse, an der Sieber und in Lonau an der Oder, der Wieda, Zorge und vor allem auch an der Warmen und Kalten Bode und dann an der eigentlichen Bode. Am Zusammenlauf der beiden Luttertäler bei Bad Lauterberg wurde 1705 die Kupferhütte errichtet, die bis kurz vor 1830 die einheimischen Kupfererze verhüttete. Die zu diesen Hütten, auch für die Gruben erforderlichen Wassergräben und Teiche/Talsperren werden im Museum auf der Karte vorgestellt. Unterhalb der Wirtschaftskarte geben Abbildungen eine Vorstellung von den Kohlenmeilern, durch die ein großer Teil auch der Südharzer Bevölkerung einstmals ein bescheidenes Auskommen hatte. Der wissenschaftliche Mitarbeiter für dieses Museum, Dr. Wilfried Ließmann, hat von Sieber ausgehend die Täler und Berghänge aufgesucht und inzwischen etwa 400 ehemalige Meilerplätze verkartet.

Eine Abbildung verdeutlicht die Wasserwirtschaft bei Lauterberg mit dem Stand von 1733: Der darin dargestellte Wiesenbeker Teich (ehemals Aufrichtigkeiter Teich) von 1715 trieb zusammen mit dem Wasser aus dem Odertal die Wasserräder unterhalb der ehemaligen Grube "Aufrichtigkeit" an. Nachdem 1738 die Grube eingestellt werden musste, erhielt die Königshütte die Verfügungsgewalt über das Wasserregal dieses großen Stauteiches und hatte diese bis um 1960 inne. Ein Modell zeigt die Anordnung der Häuser und Produktionsstätten der Königshütte kurz vor der Privatisierung. Dahinter zeigen Bilder den Weg des Eisensteins bis zur Erzeugung des Roheisens. Bei diesen Darstellungen hängt auch die Reproduktion eines Aquarells von 1832. Es zeigt u.a. die große, neu errichtete Hütte am ersten Gefälle. Über dem Hochofengehen die Verbrennungsgase, die Gichtgase, in die freie Atmosphäre. Damals gab es noch keine Gichtglocken, um die heißen Gase für Zwecke der Vorerwärmung der Gebläseluft abzufangen und umzuleiten.

Ein großes Funktionsmodell, gebaut nach Originalplänen der Königshütte aus dem Jahre 1736, zeigt den inneren Aufbau der großen Hochofenhütte am ersten Gefälle aus der ersten Bauphase. Durch fünf Wasserräder wurden das Pochwerk zum Zerkleinern der Erze und der Kalksteine, die beiden Gebläse für die beiden Hochöfen und ein besonderes Gebläse für das Frischfeuer, sowie für das Stempelwerk (Hammerwerk) zum Vorschmieden der gefrischten Eisenstäbe angetrieben. Vor dem rechten Hochofen kann man die Herstellung von Ofenplatten erkennen, während der linke Ofen für die Roheisenmasseln zugestellt wurde. Diese Masseln wurden im Frischfeuer über Luppen gefischt, d.h. der überschüssige Kohlenstoff des Roheisens wurde durch Gebläseluft auf unter 1% reduziert, so dass aus dem Roheisen schmiedbares Eisen entstand, das für die Stabeisenproduktion und für die Drahtseilfertigung genommen wurde. Goethe hat diese Hochofenhütte zweimal besucht.

In diesem Raum wird den Besuchern die Kurzfassung von einem Film aus der letzten Gießwoche der Königshütte gezeigt, der 2001 aufgenommen wurde. Inhaltlich geht es zunächst um die Herstellung der Kerne, die zur Herstellung von Hohlguss erforderlich sind. Eindrucksvoll erlebt der Betrachter den Abstich des flüssigen Graugusses aus dem Kupolofen und das Abgießen in die Formen. Am Schluss wird das fertige Gussstück aus der Form geholt und abschließend in der Putzerei von anhaftendem Formsand gesäubert.

Über einem Schlackenbett hängt die Reproduktion eines Ölgemäldes, das uns sehr schön die Königshütte mit dem Hüttenbrunnen, dem Eisenmagazin und der großen gotischen Gießerei-Anlage dokumentiert. Dieses Gemälde stammt von Charlotte Quensell und wurde 1862 nach der Natur gemalt.

Links vom Durchgang kann man Modelle aus Gips erkennen, u.a. zur Massenfertigung von Plätteisen und von Fensterknebeln. Die große bemalte Hüttenfahne wurde anlässlich des festlichen Umzuges bei der 50-Jahrfeier des Bades Lauterberg 1889 der Belegschaft der Königshütte vorangetragen.

Im Zwischengang sind auf der rechten Seite Großfotos aufgehängt von Produkten der Südharzer Eisenhütten, so u.a. von Obelisken, von Grabmonumenten, von der Drahtseilherstellung und der Hinweis darauf, dass alle Eisenteile der Herzberger Gewehrfabrik von der Königshütte geliefert wurden. Auch der "Wilde Mann", ein Geschützrohr von 1585 aus der Teichhütte bei Gittelde wird im Ausschnitt dargestellt. Auf der linken Seite stehen und liegen im Vitrinenschrank Produkte aus Eisenkunstguss der Königshütte aus dem 19. bis beginnenden 20. Jahrhundert, darunter eine kleine Portraitbüste von König Georg V. im Bronzeguss. Das Gipsmodell dafür schuf der Hannoversche Bildhauer Heinrich Hesemann (1814-1856).

Im letzten Raum, der beherrscht wird von der gusseisernen Wendeltreppe einer privaten Eisengießerei in Wernigerode, sind weitere Eisenkunstguss-Artikel ausgestellt, so verschiedene Ofenplatten, das große Abendmahl nach Leonardo da Vinci (erstmals modelliert von dem Tiroler Leonhard Posch (1750-1831) in Berlin 1822), Kleinstartikel wie u.a. Medaillen, Visitenkarte in der Hochvitrine und einige Apostelfiguren an der Wand. Im Blickfang steht die große Reiterstatuette von König Georg V. von Hannover, wozu der Hofbildhauer Hesemann 1854 das Gipsmodell geliefert hat. Zwei Exemplare von diesen außergewöhnlichen Kunstgüssen wurden auf der 2. Weltausstellung, die 1855 in Paris stattfand, ausgestellt. In unmittelbarer Nähe steht der älteste vollplastische Kunstguss der Königshütte, die Büste von König Jérôme aus dem Jahre 1811. In einer Tischvitrine sind verschiedene Eisenminerale ausgestellt und einige Probierbecher aus Großalmerode.

Zum Abschluss des Rundganges wird die alte Hüttenglocke angeläutet. Sie soll ein Dankeschön für Ihren Besuch und zugleich ein Glück Auf unseren Gästen zurufen. Und wie heißt es in einer Schrift zur Geographie des Königreichs Hannover aus dem Jahre 1826 über die Königshütte:

"Es wird gewiß keinen Fremden gereuen, dem Beschauen der Königshütte ein paar Stunden zu weihen".